Ich bin Irina Lindemann, Jahrgang `82, und eigentlich ein typisches Stadtkind.
Aufs Schaf gekommen bin ich eher zufällig.
Schon als Schülerin hat mich die Wollverarbeitung fasziniert, und ich versponn und verstrickte mit großem Eifer die recht grobe Wolle der Bergschafe einer Bekannten zu Babywindelhosen und -pullovern, die meine Schwester ihrem neugeborenen Sohn - warum auch immer - nicht anziehen wollte.
Als ich nach dem Schulabschluss keinen Ausbildungsplatz als Hebamme ergattern konnte, bewarb ich mich um ein Praktikum auf dem Finkhof, um mehr über Wolle zu erfahren und das Kommuneleben kennenzulernen.
Weil dort während der Lammzeit noch helfende Hände gebraucht wurden, landete ich erst einmal im Arbeitsbereich Schäferei und blieb, bis auch das allerletzte Lamm geboren war. Während ich in den darauffolgenden Wochen und Monaten noch die Arbeitsbereiche Färberei, Weberei und Näherei kennenlernen durfte, verbrachte ich jede freie Minute bei den Schafen und hatte kurze Zeit später den Lehrvertrag unterschrieben.
Nach 3 Jahren, den Gesellenbrief in der Tasche, zog es mich in die große,weite Schäferwelt: mit T3-Bus, Wohnwagen und Hütehund begann eine lange, lehrreiche Reise von Betrieb zu Betrieb.
5 Jahre später, mit Meisterbrief und 40 Rhönschafen im Gepäck, kehrte ich zurück nach Arnach.
Doch die Zeiten hatten sich geändert und uns 41 gefiel es auf dem Finkhof nicht mehr. So gründeten wir unsere eigene Schäferei im Ort und starteten 2016 das Projekt Direktvermarktung im Schäferwagen.
Im Jahr 2018 gab es auf dem Finkhof einen Generationenwechsel, der auch Veränderungen in deren Schäferei nach sich zog. So kam es dazu, dass ich Stall und Flächen des Finkhofes pachten konnte.